Wie mache ich eine Klavieraufnahme?
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● Preisgekrönte Mikrofonaufstellungen zur Klavieraufnahme

Eine Flügelaufnahme ist keine Flügelabnahme - Eine Klavierabnahme ist keine Klavieraufnahme.
Beides wird undifferenziert mit "Mikrofonierung" bezeichnet. Das Wort Mikrofonie wäre dafür ganz falsch.
 
Fachleute nennen einen Konzertflügel oder Flügel einfach Klavier oder auch Piano.

Klavier Tasten Flügel

Tontechniker von PA-Beschallungsanlagen (Beschaller) betrachten nicht den großen, sich erst mit der Entfernung entwickelnden Klavierklang, den wir als Zuhörer ohne Verstärkung im Raum erleben. Sie gehen mit den Mikrofonen recht nah an die Klaviersaiten, um Rückkopplungspfeifen durch die verstärkenden Lautsprecher zu vermeiden. Darum gibt es hier gezwungenermaßen die "Mikrofonabnahme" nur eines unrichtig klingenden Teil-Schallspektrums des gesamten Instrumentenklangs. Auch entwickelt sich aus diesem Wort "Mikrofonabnahme" eine ganz bestimmte feste Vorstellung und Vorgehensweise bei dieser speziellen Mikrofonierung zur PA-Beschallung. Starke Filterung (EQ- Effekt) ist üblich.
 
"Tonaufnehmer" hingegen versuchen den Raumschall unbedingt als zum Klavierklang gehörend zu betrachten und suchen für die Mikrofone ideale Punkte im Raum, die einen großen ausgeglichenen Klavierklang als Tonaufnahme möglich machen. Darum gilt hier die "Tonaufnahme" des offenen Schalls (Direktschallfeld und Raumschallfeld). Aus diesem Wort "Tonaufnahme" entwickelt sich hierbei eine deutlich andere differenzierte Klangvorstellung und Vorgehensweise bei der Mikrofonierung für ein natürlich-erscheinendes reproduziertes Schallereignis von einem Instrument oder einem Klangkörper. Filterung ist hierbei nur im geringen Maße notwendig.
 
Es sollte aber niemals zu einer Bewertung der beiden vorhandenen "Lager" von Beschallung und Tonaufnahme führen, denn das sind zwei Paar völlig unter- schiedliche Schuhe! Jeder muss etwas anderes zur Optimierung des Klangs tun. Nur sollte das unbedingt eindeutig klar sein, was jedoch selten erkannt wird.
 
Merke: Die PA-Beschallung und die Tonaufnahme
haben viel weniger gemeinsam, als gemeinhin
angenommen wird. Das ist nachdenkenswert.
 
Etwas "ahnungslos" zeigt sich der Auftraggeber für eine Bühnen-Beschallung, mit der Aufforderung doch nebenbei eine Tonaufnahme zu machen, um eine CD zu veröffentlichen. Die Mikrofonierung zur Beschallung, also zur Tonabnahme und die Mikrofonierung für eine Tonaufnahme kann niemals ideal zusammengehen.
 
1. Hier ist zu finden, wer unbedingt einen Flügel "abnehmen" möchte
2. ... und hier, wer ein Klavier "abnehmen" möchte
 
Klavier

... und das nicht nur für PA-Beschallung, sondern für CD-"Aufnahme".
Da ist doch im Denken etwas nicht klar, denn so kann das nichts werden.
Aus den Klaviersaiten selbst kommt wirklich kein guter Klang!

Wer einen Flügel "abnehmen" möchte, der hat klangmäßig schon verloren, wenn er damit eine CD aufnehmen will. Da liegt keine klare Vorstellung von einem brauchbaren Klavierklang vor. Tontechniker von PA-Beschallungsanlagen müssen gezwungenermaßen immer an "das Abnehmen" des Schalls denken - nur wo kommt dieser denn her?

Lesestoff für Beschaller: Sabine Heymann (VDT),
"Wozu dient eine Beschallungsanlage".

VDT Goldener Bobby

Der Goldene-Bobby-Preis wird vom Verband Deutscher Tonmeister (VDT) für wechselnde Aufnahmekategorien ausgeschrieben und wird zurzeit von der Firma Georg Neumann GmbH getragen.
 
Außerdem vergibt der Verband zur Förderung des Nachwuchses jährlich den

Nachwuchspreis des VDT

Hierzu können sich Studenten der Ausbildungsstätten für Tonmeister und für Toningenieure um diesen Preis bewerben, der von der Firma Schalltechnik
Dr. Ing. Schoeps GmbH
getragen wird.

VDT-Wettbewerb zur optimalen Mikrofonierung
einer Klavieraufnahme

Unter dem Motto "Klavier (E-Musik)" wurde 1992 ein Tonaufnahme-Wettbewerb vom Verband Deutscher Tonmeister (VDT) mit dem Preis als "Goldener Bobby" ausgeschrieben. Der dreiseitige Bericht zu diesen preisgekrönten Klavieraufnahmen mit einigen Zeichnungen und Angaben zur Aufstellung der Mikrofone, der Mikrofonierung, mit dem Titel "Versuch über die wahre Art, das Clavier aufzunehmen", ist hier als Kopie aus der VDT-Verbandszeitschrift "Tonmeister-Informationen", Ausgabe 1/2 - 1993, auf den Seiten 8 bis 10 zu finden:

Anmerkung: Wer eine Klavierabnahme machen will, der sollte hier nicht weiterlesen, denn der möchte keine akustische Tonaufnahme eines Flügels im Tonstudio machen. Auch kommen in diesem Artikel keine Mikrofone mit 3,5 mm Klinkenstecker oder USB-Anschluss vor.
 
Nahaufnahme

Wer hat anstelle der Mikrofone schon einmal dort seine Ohren gehabt? So muss es dort klingen. Eben effektvoll - aber unnatürlich. Bei Jazzaufnahmen jedoch wollen wir das möglicherweise extra so haben, weil der Klang so gewünscht wird.
 
Der VDT-Bericht mit den Mikrofonaufstellungen zur Klavieraufnahme
pdf-Files:

Mikrofonierung zu Klavier-Aufnahmen Goldener Bobby 1 - pdf
Mikrofonierung zu Klavier-Aufnahmen Goldener Bobby 2 - pdf
Mikrofonierung zu Klavier-Aufnahmen Goldener Bobby 3 - pdf

Der VDT-Bericht mit den Mikrofonaufstellungen zur Pianoaufnahme
gif-Files:

Mikrofonierung zu Piano-Aufnahmen Goldener Bobby 1 - gif
Mikrofonierung zu Piano-Aufnahmen Goldener Bobby 2 - gif
Mikrofonierung zu Piano-Aufnahmen Goldener Bobby 3 - gif

Der VDT-Bericht mit den Mikrofonaufstellungen zur Flügelaufnahme
jpg-Files:

Mikrofonierung zu Flügel-Aufnahmen Goldener Bobby 1 - jpg
Mikrofonierung zu Flügel-Aufnahmen Goldener Bobby 2 - jpg
Mikrofonierung zu Flügel-Aufnahmen Goldener Bobby 3 - jpg
 
Suche die passenden Files heraus, die sich am Klarsten ausdrucken lassen.
 
Und noch einmal: Hier geht es um die Ton-Aufnahme des akustischen Schalls und nicht um die elektrische Effekt- Abnahme eines Instruments zur Lautsprecher-Beschallung.

 
Unter Mikrofonierung versteht man die Auswahl und die Aufstellung der geeigneten Mikrofone für die aktuelle Situation. Unterschiedliche Richtcharakteristiken und Frequenzgänge definieren die Klänge und die dementsprechenden Einsatzgebiete der Mikrofone. Jeder Aufstellungsort der Mikrofone und jede Mikrofonanordnung klingt anders.
 
Das Gelingen einer Tonaufnahme ist von recht vielen Faktoren abhängig und zum überwiegenden Teil von den Musikern selbst:
 
Vom Niveau, dem Rhythmusgefühl, der Intonation und dem musikalischen Ausdruck ist eine gute Aufnahme sogar ganz entscheidend abhängig.
 
Von den akustischen Eigenschaften des Aufnahmeraums, z. B. dem Nachhall, dem Klang und den Störgeräuschen, kann der Klang einer Tonaufnahme recht stark beeinflusst werden.
 
Aufgrund der unterschiedlichen Richtcharakteristiken und Frequenzgänge der Mikrofone, können die vom Instrument abgestrahlten und vom Raum reflektierten Frequenzen je nach Mikrofonauswahl besser oder weniger gut aufgenommen werden.
 
Von der Position des Mikrofons, ist der aufgenommene Klang recht deutlich abhängig.
 
Einige dieser Parameter, wie die Musiker selber und der Aufnahmeraum, sind gar nicht oder nur in geringem Maße veränderbar; durch eine "intelligente" Mikrofonierung wird hingegen die Aufnahme immer deutlich positiv beeinflusst.
Letzteres ist gerade das schwierige, wozu es keine "Kochrezepte" gibt und auch nicht geben kann.

 
Ein Mikrofon unter einem Flügel kann keinen brauchbaren Klang bringen, wie man sich mit eigenen Ohren überzeugen kann, wenn man unter den Flügel kriecht, während der Pianist spielt. Trotzdem wird hin und wieder der unverständliche Rat gegeben, dort ein Mikrofon hinzustellen.
 
Ein normales Haus-Klavier, so wie der hohe Kasten zu Hause steht, wird aus Klanggründen nie für klassische Klavieraufnahmen verwendet. Dieses "Up-right Piano" wird in der Unterhaltungsmusik nur ausnahmsweise in Tango-Orchestern und beim Oldtime-Jazz benutzt. Mit reingehängten Mikrofonen, also als "Mikrofonabnahme", ist dieses Klavier im Wohnzimmer eventuell als "Effektklavier" klangmäßig für Pop-Musik brauchbar.

 
Überraschung - Der Klang kommt nicht aus den Saiten
 
Die Annahme, dass der überwiegende Klavierklang aus den Klaviersaiten kommen müsse, ist falsch. Das wird jedoch überwiegend nicht nur von Amateuren so angenommen, wie man aus den beliebten Mikrofon- aufstellungen ganz dicht an den Saiten erkennen kann. So kommt aus den Schall-Löchern des Rahmens (beim Steinway) mehr brauchbarer Schall.
Wie klingen eigentlich Saiten? Man nehme eine reine E-Gitarre als Brett und höre sich genau an, was beim "Schrummen" zu hören ist, wenn der elektrische Gitarrenverstärker extra ausgeschaltet ist. Diesen wirklich scheußlichen Klang erzeugen eben die Saiten. Das ist kaum zu glauben.
 
Klavier

Klavieraufnahme: "Tail-end" Flügel- Hauptmikrofon - englische Decca
 
Klavieraufnahme: "Tail-end" FlügelHauptmikrofon - Beispiel Helen Huang

 
 
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