PHASE 4 Stereo - Aufnahmeverfahren (DECCA, London)

English Text: LONDON PHASE 4 STEREO

Seit Einführung der Stereo-Schallplatte 1958 hat sich die Aufnahmetechnik geradezu sensationell entwickelt.

PHASE 1 STEREO: Aufführungsgetreue Realität. Auf dieser Entwicklungsstufe (1958 bis 1961) sollten die Stereo-Aufnahmen die Illusion einer echten Bühnenaufführung erwecken. Die Instrumente des Orchesters verbleiben in der Position - nach Klanggruppen gestaffelt -, in der man sie auf dem Podium hört. Für den Schallplattenhörer bedeutet das, dass lebensechte und lokalisierbare Töne auf dem imaginären Podium zwischen den beiden Lautsprechern erzeugt werden. - Größere räumliche Tiefe, Durchsichtigkeit des Klangbildes, innere Ausgewogenheit und nicht zuletzt die stärkere Ausdehnung der Schallquellen ergaben im Zusammenwirken eine überlegene, lebensechte Klangqualität. Als die DECCA die erste Stereo-Schallplatte herstellte, hatte sie bereits Jahre der Entwicklung und Verbesserung hinter sich. Das Resultat war, dass der Klang einer Konzertsaalaufführung näher kam, als man es je zuvor gehört hatte.

PHASE 2 STEREO: Aufteilung des Klanges. Auf dieser Entwicklungsstufe (1959 - 1961) bewiesen die Stereo-Aufnahmen, dass man ein Orchester in zwei Hälften zerlegen konnte, dass die Stimmen ganz links erklingen konnten, während das Orchester ganz rechts erschien und dass es möglich war, Töne gleichzeitig rechts und links ohne ein Loch in der Mitte wiederzugeben.
Wie bei allen technischen Fortschritten war es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Interesse der Techniker all den Möglichkeiten zuwandte, die in dieser Art der Wiedergabe lagen. Töne aus zwei Lautsprechern boten unzählige Gelegenheiten zu Nebeneinander und Trennung der Klangebenen. Ein Feuerwerk der Vielseitigkeit schloss sich an, Bongos sprangen vom linken zum rechten Lautsprecher, Saxophone antworteten, fern und nah zwischen den Lautsprechern.

PHASE 3 STEREO: Klänge in Bewegung. In diesem Abschnitt (1961) wurde demonstriert, dass die ganze Gruppe eines Orchesters oder ein einzelnes Instrument mit wechselnder Schnelligkeit rein elektronisch bewegt werden konnte, von einem Lautsprecher zum anderen und zurück. Die Zuhörer konnten den Klängen folgen, ohne dass die Musiker ihren Platz zu wechseln brauchten. Das wichtigste waren die Klänge in Bewegung. Bei bestimmten Opern, Dramen oder musikalischen Komödien konnte man die Stimmen der Darsteller sogar über die Bühne verfolgen, wie bei einer echten Theateraufführung.

PHASE 4 STEREO: Im Arrangement berücksichtigte Anwendung von Trennung und Klängen in Bewegung. In dieser Phase (1962) wird nun bereits die Musik daraufhin arrangiert, dass Instrumente so erscheinen, wie sie von der Partitur her in jedem Takt gewünscht werden. Bewegung und Richtung werden benutzt, um die musikalischen Feinheiten des Klangs hervorzuheben. Das Ergebnis ist: stärkere Differenzierung des Klanges, mehr Unterhaltung, mehr Freude beim Zuhören: PHASE 4 STEREO ist keine Hintergrundmusik. PHASE 4 STEREO lässt Sie am musikalischen Geschehen teilhaben. Die technische Voraussetzung für diese neue Aufnahmenmethode wurde durch die neue DECCA-Mehrspur-Aufnahmetechnik gegeben. Zum ersten Mal hat der Arrangeur alle technischen Voraussetzungen in der Hand, um den Hörer auf anspruchsvolle Art zu unterhalten. Der Arrangeur, der bis jetzt gewöhnt war, sich auf gewöhnlichem zweidimensionalem Notenpapier auszudrücken, muss nun die Klänge, die in seiner Vorstellung existieren, auf die weitere Dimension beziehen, die die Stereo-Wiedergabe bietet. Mit den Partituren in der Hand müssen sich nun der Arrangeur, Produzent, Künstler und Tonmeister in den Gesamtkomplex vertiefen bis sie überzeugt sind, dass alle fühlen und hören können, was der Arrangeur beabsichtigt hatte.
Durch eine komplizierte Anordnung von Mikrofonen, Schaltern und Reglern wird die Vorstellung des Arrangeurs vom musikalischen Gesamtkonzept mit Hilfe des Tonmeisters auf dem Mehrspur-Band verwirklicht und festgehalten. Die auf dem Band aufgezeichnete Musik wird nun weiter bearbeitet, nicht allein vom Tonmeister, sondern entscheidend auch von der ganzen Produktionsgruppe, bis die Platte so vorliegt, wie der Arrangeur sie sich vorgestellt hat.
Die auf dem Mehrspur-Band gespeicherte Musik wird sorgfältig zu einem zweikanaligen Tonband zusammengemischt, bis sie den Zuhörer auf seinem Stereo-Plattenspieler erreicht und ihm ein neues Klangerlebnis vermittelt.

Eine wichtige Anmerkung: Auch wenn "Phase 4 Stereo" von der Decca entwickelt wurde, genauso wie die klassische Aufnahme mit dem "Decca-Tree", so haben beide Systeme absolut gar nichts miteinander zu tun. Leider werden diese beiden unterschiedlichen Entwicklungen fälschlicherweise häufig in einen Topf geworfen.

Siehe auch:

London Phase 4 Stereo - Part 1

London Phase 4 Stereo - Part 2

London Phase 4 Stereo - Part 3

London Phase 4 Stereo - Part 4

London Phase 4 Stereo - Part 5

London Phase 4 Stereo - Part 6

London Phase 4 Stereo - Part 7

Von der Webseite: http://www.funwithmusic.de/comp_comm/phasefour.html


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